22 Neuköllner Helfer trafen sich am Humboldthain im Wedding, um die Führung durch die alte Bunkeranlage mitzuerleben. Der ehemalige, im 2. Weltkrieg gebaute Geschützturm des Flakturmpaares Humboldthain (Bauart 1) diente der Abwehr feindlicher Flugzeuge. Der Turm wurde zeitgleich mit dem 350 m entfernten Leitturm zur Ortung der Flieger errichtet. Insgesamt drei dieser Paare gab es in Berlin.
Damals wurde die Anlage innerhalb eines halben Jahres mit Massen von Beton und Armierungseisen errichtet. Ursprünglich war der Bunker 70 x 70 m groß und 39 m hoch. Die
Wandstärke betrug 2 bis 2,5 m, die Deckenstärke lag bei 3,8 m. Über die Möglichkeit eines Wand- oder Deckendurchbruchs möchte man nicht nachdenken. Das erste bis dritte Obergeschoss beinhaltete eine Großküche, ein Hospital und Einrichtungen des Zivilschutzes, die anderen drei Obergeschosse dienten dem militärischen Zweck. Anhand von Fotos und dank der kompetenten Erklärungen der Referentin des Vereins "Berliner Unterwelten e.V." und ihrem Assistenten konnte bei der Begehung des teilzerstörten Gebäudes die damalige Nutzung gut nachvollzogen werden.
Die Nationalsozialisten planten, die Bunker nach Kriegsende mit Granit und Sandstein zu verkleiden, um sie in das Stadtbild der sogenannten „Welthauptstadt Germania" zu integrieren. Eine Utopie, die nicht realisiert wurde. Stattdessen wurden alle Flaktürme in Berlin von den Alliierten gesprengt - so gut es möglich war. Der Bunker im Humboldthain wurde nach drei Sprengungen nur zur Hälfte zerstört, die auskragenden Ecktürme Anton und Dora der ehemals quadratischen Anlage fielen in Trümmer. Wegen der Nähe zu den Bahnanlagen blieben aber die beiden anderen Ecktürme Berta und Cäsar verschont. Die Trümmer des Bunkers wurden in den ehemals flachen Humboldthain - eine über 100 Jahre alte Gartenanlage - als begrünter Berg integriert. Deshalb liegt mittlerweile der einzige Eingang des Geschützturms im 5. Obergeschoss.
Insgesamt war dies ein tolles gemeinsames Erlebnis, über das die Helfer im Ortsverband noch lange sprechen werden.
Text: Anja Villwock
Fotos: Hardi Engel, Anja Villwock